Sonntag, 21. Oktober 2012

Von stillen und oeffentlichen Oertchen

Evolutionaer gesehen hat man als Maedchen auf einer Trekking-Tour die Arschkarte gezogen. Wahrend es Kuehe, Hunde und Kleinkinder mitten am Weg tun und Maenner sich zumindest den naechsten Grashalm suchen, halte ich staendig verzweifelt Ausschau nach dem kleinen bisschen Privatsphaere. Besonders erfreulich sind die Etappen der ausgesetzten Hoehenwege ohne nennenswerte Felsbrocken, Buesche und Biegungen - dafuer mit kilometerlanger Fernsicht. Das mit der zunehmend Hoehe ist generell so eine Sache: Der Koerper versucht sich dem verminderten Sauerstoffgehalt in der Umgebung anzupassen und setzt alles daran, sein Blut einzudicken. Was er unpraktischerweise nur schafft, indem er Fluessigkeit loswird und zwar vorzugsweise dann, wenn man gerne seelig schlummern wuerde. Waehrend die Buben also fuenfmal pro Nacht kurz den Reissverschluss ihres Schlafsacks lueften, in eine Flasche pinkeln und sich dann wieder warm einmummeln, stehe ich achtmal pro Nacht auf, taste nach der Stirnlampe, versuche mich zu erinnern, wer ich bin und wo ich mich gerade befinde, schlurfe die gefuehlten 30 Minuten bei gefuehlten Minus 30 Grad zur Aussentoilette und bete instaendig, nicht auf dem gefrorenen Urin am Boden auszurutschen. Manche der Bretter am Boden, in die kreative Oeffnungen geschnitzt sind, fuehlen sich derart morsch an, dass ich mich in den Alptraeumen zwischen den Klogaengen einstuerzen und in der Latrine ertrinken beziehungsweise erfrieren sehe. Was eine wenig ruehmliche Schlagzeile waere, in Anbetracht der Heldentaten, die manche von uns hier zu erbringen gedenken.

Im uebrigen ist das keine echte Beschwerde. Die stillen Oertchen in Nepal sind so eine Art Adventkalender, die mit jedem Oeffnen der Tuer mit einer neuen Ueberraschung aufwarten. So es eben eine Tuere gibt. Und noch niemals habe ich soviele Milchstrassen gesehen.

Sonntag, 7. Oktober 2012

Einreiserei

Zoll- und andere Einreisebeamte all over the world zeichnen sich ueblicherweise nicht durch ausgesuchten Charme aus. Waehrend wir im indischen Transit Stunden damit verbringen, wenig motivierten und unfreundlichen Uniformierten die Situation mit unserem (Ueber)gepaeck zu erklaeren, spielt sich die auch nicht ueppig flotte Einreise in Nepal folgendermassen ab:

Beamter, zeigt auf mein Foto im Reisepass:
"Oh, that's you? Really?"
Anerkennendes Nicken gen Foto, skeptisch grinsender Blick auf mich. Ich gebe zerknirscht zu, dass das Bild 10 Jahre alt ist und der Zahn der Zeit an mir genagt hat. Er reicht den Auweis reihum seinen fuenf Kollegen, die ihre restliche Arbeit daraufhin einstellen und belustigte Wortspenden abgeben.

Sie inspizieren die restlichen Paesse und  kommentieren (vergnuegt!) nicht nur fehlende Baerte, abweichende Frisuren und blasse Gesichtsfarben, sondern auch unsere quietschgelben Rucksaecke. Und wuenschen ausserdem einen schoenen Aufenthalt. Kein Wunder, dass in der Warteschlange nichts weitergeht.

Die Ankunftshalle von Kathmandu Airport ist grau, stickig und wenig einladend - und jeder, der hier arbeitet, haette mein Einverstaendnis, mich ein kleines bisschen anzublaffen. Aber diese Jungs machen es sich schoen. Ich erwaehnte vermutlich schon, dass ich dieses Land liebe.