Montag, 24. Januar 2011

Sleeping Elephant

Teeplantagen in Munnar
Nach zwei vergleichsweise beschaulichen Tagen in Munnar, Indiens groesstem und hoechstgelegenem Teeanbaugebiet, pirschen wir nun im Chinar-Nationalpark auf leisen Sohlen einem Tribal-Guide hinterher, der uns den Weg durchs Dickicht mit der Machete freihackt (uns wurden "armed forces" versprochen, wir haben armed forces bekommen, ha!) Er spricht ein Englisch, das genausogut Arabisch sein koennte und deutet fallweise, unverstaendliches Zeugs brabbelnd, gen Boden, gen Himmel oder gen sonstwohin. Als botanische und zoologische Baustelle im Aushubstadiums des Kellers verstehe ich kein einziges Wort, denke aber immerhin begeistert sowas wie "ah, huebscher Vogel", "oh, gruener Baum" und "Treffer, Affe, kenn ich!" und erhasche zwischendurch gefluesterte Vermittlungsversuche meines immerhin etwas bewanderteren Begleiters. Auf dem Weg umschiffen wir riesige Elephantenhaufen, die sogar ich identifizieren kann, und begegnen hintereinander den Orten wo Familie Bison Pipi gemacht und Familie Wild ein Nickerchen gehalten hat (wohlgemerkt ohne die Viecher selbst zu Gesicht zu bekommen). Dafuer wackelt ein Pfau treuherzig ueber unseren Weg.

Ich frage vorsichtig nach Schlangen. "No snakes, too hot, no snakes". Vor meinen skeptischen inneren Auge erscheinen Bilder von sich laessig in der Sonne raekelnden Ottern und durch Wuestensand rasenden Vipern. Zu heiss fuer Schlagen? Okay. Er ist der Experte. Ich stapfe weiter tapfer durchs Gemuese.

Ploetzlich gibt der Jungle den Blick frei auf einen grauen Felsen, etwa 20 Meter von uns entfernt. Der Guide stoppt. Wir erstarren. Vor uns liegt das monstroeseste Hinterteil, das sich mir jemals entgegengestreckt hat, den Schwanz laessig zwischen die fetten Beinchen geklemmmt. Ein Seitenschlaefer. Unser Guide schleicht sich langsam mit unserer Kamera naeher und knipst was das Zeug haelt (wir werden zuhause damit prahlen, den Ruessel aus 10 Zentimeter Enfernung selbst inspiziert zu haben).


Dumbo hat einen seichten Schlaf und ein gutes Gehoer, denn ruckartig kommt Leben in den Koloss. Der Guide spurtet schlagartig los und zeigt wild gestikulierend auf den bergauf fuehrenden Pfad. In Anbetracht der Umstaende nehmen wir (nur ein klitzekleines bisschen panisch) die Beine in die Hand, vor uns der rasende Guide, hinter uns ruesselschwingend, Trompete blasend und gar nicht mehr muede der graue Riese. Wir keuchen und entkommen. Soviel muss man den Indern lassen - die Show, die sie einem hier bieten ist echt nicht uebel.

Unser einsames Quartier im Nationalpark ist grandios. Unter uns erstreckt sich der Fluss, vor unserer kleinen Huette lodert ein Feuer und in der Nacht trappelt Getier auf dem Dach. Am Morgen nehmen wir ein eisiges Bad und trocknen unsere Koerper auf dem heissen Gestein. Ich bin untroestlich, diesen Ort zu verlassen. 




Retour bei der Parkverwaltung treffen wir auf einen der wenigen anderen Touristen, der die Nacht an einer anderen Stelle im Park verbracht hat. Ein Deutscher. "Der Guide war mies, die hygienischen Zustaende katastrophal, im Klo war eine Spinne und Grosstiere haben wir keine gesichtet. Aber die Koenigskobra am Ufer, die war super."

Liebgewonnene Begleiter im Eingangsbereich des Nationalparks


2 Kommentare:

  1. Sandra- Du schreibst einfach soooooooooooooooo genial!
    Ich hoffe es geht Dir gut und freu ich schon auf Bilder und weitere Geschichten! bussi Nicole

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  2. Der Elefant genießt definitiv Leben und wartet nicht auf Touristen, um ihn zu besuchen) Ihr Blog ist sehr gut, besonders das Foto! Meine Bewunderung wurde durch das Erscheinen von Eisbären auf der Kreuzfahrt verursacht Antarktis Tour die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Ach ja, riesige Tiere, die so anmutig nach Fischen jagen.
    Gleich kommt der Gedanke, wie reich unser Planet in Flora und Fauna ist.
    Wie oft reist Du? Ich wünsche Ihnen noch mehr spannende Abenteuer und die Antarktis, einen tollen Ort!

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