Freitag, 14. Januar 2011

Inder des Tages

Jeden Tag aufs Neue kuere ich meinen persoenlichen Lieblingsinder. Frauen scheinen in meiner Wertung nicht vorzukommen, also geht der Preis heute an den Fahrer, der uns von Mamallapuram nach Trichy gebracht hat, weil wir mal wieder verabsaeumt haben, den Zug fruehzeitig zu buchen. (Wir versuchen es hartnaeckig mit dem Budget-Reisen, aber irgendein klitzekleiner Luxusausreisser macht uns immer wieder einen Strich durch die Rechnung.)

Unser Fahrer also steht mit nacktem Oberkoerper vor seinem Wagen und sieht mich gehetzt an. Offensichtlich hat er die Uhrzeit verpennt - er deutet auf die Uhr und verspricht in fuenf Minuten die paar Meter weiter an unserem Guesthouse zu sein. Als wir einsteigen erklaert er uns, dass er noch einen kleinen Umkleide-Umweg in sein Dorf machen muesse, weil er das Hemd hier schon seit drei Tagen traegt. Er gaehnt uns an. Ausserdem habe er seit Tagen nicht geschlafen, weil er vollgebucht mit Nachttouren zum Flughafen sei. Mal ehrlich, vor einer 5 Stunden Fahrt haette er mal ruhig ein bisschen schwindeln koennen, das sind wir hier gewohnt.

Sein Dorf ist Balsam. Wir passieren gruene Reisfelder, auf denen Wasserbueffel grasen (gut, vielleicht grasen sie auch auf irgendwas Gruenem davor oder dahinter), Kokospalmen sind malerisch in die Szenerie drapiert und Frauen in bunten Saris winken freundlich. Nach all dem Grossstadttrubel und dem touristischen Treiben wirkt das hier wie genau die Indien-Attrappe, die ich bestellt habe. Vor seiner Huette wartet eine Horde an kleinen Jungs und endlich habe ich mal die Mitbringsel bei der Hand, die ich seit zwei Wochen mit mir rumschleppe. Waehrend unser Lenker also sein Hemd wechselt, liefern wir uns ein Gemetzel mit den Kids, bei dem  Lufballon "Neonpink" und Luftballon "Quietschgelb" eine entscheidene Rolle spielen. Wir sind umzingelt von einer grinsenden, rangelnden, johlenden Meute, die uns aufgeregt entgegenspringt. Als wir weiterrollen, versuchen 10 kleine Kinder ihre Koepfe und Haende gleichzeitig durch das Autofenster zu stecken und begleiten uns ein Stueck des Weges.

Ich koennte den Fahrer kuessen.



1 Kommentar:

  1. ich finde das Bild des Reis kauenden Wasserbüffel zum niederknien :-) Bisher her dachte ich nämlich, die würden Wasserlilien und Seerosentriebe fressen.

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