
Irgendwo in mir schlummert offensichtlich ein Husky-Gen: Sofern ich in den letzten 10 Tagen nicht gerade am Laufen war, habe ich Essen in mich hineingeschaufelt oder bin beinahe an Ort und Stelle schlafend umgefallen. Immerhin hat mich diese Strategie bis ins Machhapuchhre und letztendlich Annapurna Base Camp (kurz ABC) gefuehrt, was soviel bedeutet wie: Ich war dort. Inmitten dieser atemberaubenden Kulisse, die ich erst noch blind verflucht habe, beim Aufstieg morgens um 5.00, mit Stirnlampen durch Schnee, bei minus 10 Grad und Wind und in heftiger Erschoepfung, und deren Sonnenaufgang zwischen 7- und 8-Tausendern mich ehrfuerchtig erstaunen liess. Wir waren winzig und die Welt war gross - auf so wenig laesst es sich reduzieren.
Im uebrigen stelle ich fest, dass es offensichtlich nur zwei Wege gibt, um einen bestimmten Ort hier in den Bergen zu erreichen: Entweder man sieht ihn schon von weitem. Oder er taucht unvermittelt hinter dem gerade erklommenem Huegel oder der naechsten Kurve auf. Ersteres ist fuer ungeduldige Gemueter wie ich eines bin NICHT gut. Gar nicht gut. Das Ziel vor Augen zu haben, hinter den 7 Bergen ueber 7 Fluessen und ebensovielen Haengebruecken, laesst meinen Geist in entmutigtes Fluchen ausbrechen (was Santosh nicht darin gehindert hat trotz mehrfacher flehentlicher Unterlassungsbitten auch am letzten Tag noch immer freudig auf die Lodge in gefuehlten hundert Kilometer Entfernung zu deuten, mit dem HInweis "Look! This ist amarschderweltundwirwerdendortnieankommenaufnepali").
Was mich auch schon zur naechsten Erkenntnis fuehrt: Es gibt absolute Zeitangaben. Und relative. Waehrend absolute Versprechungen ("it's only 5 minutes) in Nepal oesterreichisches Toleranzniveau erreichen, bedeuten relative Angaben ("it's right behind that hill" oder "oh, it's not far") im Grunde nur: "Ich finde dich auch ganz niedlich und deshalb verrate ich dir nicht, dass das gesuchte Dorf zwar hinter diesem Huegel, aber auch hinter dem naechsten und uebernaechsten Bergruecken liegt - und gemessen an den 3 Tagesreisen bis zur naechsten Strasse ist es auch echt nicht weit. Ehrlich." Gestern sind wir 9 Stunden gewandert, weil wir unbedingt noch am selben Tag Pokhara erreichen wollten. Vor Sonnenaufgang stand ich noch auf Poon Hill (ein letzter Aufstieg auf 3.200 m vor dem Fruehstueck mit grandiosem Ausblick auf die Dhaulagiri-Range), um anschliessend gut 2.200 Hoehenmeter ins Tal abzusteigen. Wobei "anschliessend" bedeutet, dass wir stundenlang in bruetender Hitze (jaja, deshalb der bescheuerte Sonnenhut....) tausende von Stufen nach unten geklettert sind, waehrend die Reste meines Humors matschig zerkochte Diaolge zwischen meinen Knien und meinen Fusssohlen fuehrten. Ungefaehr bei Stunde 7,5 stand ich mitten in einem vielarmigen Flusslauf mit maessig Wasser, umringt von einem Meer aus Steinen, ueber die ich springend und watend voranzukommen versuchte, als Santosh (der Lehrer) wissend anmerkte: "you know, this is not the main-trail". Was meine Laune derart hob ("Echt? Waer mir jetzt nicht aufgefallen"), dass ich minutenlang in einem verzweifelt-verzuecktem Lachkrampf weitere Zeit verschleuderte, weil ich sonst in einem Rinnsal bloede gackernd ertrunken waere.
Und nun: Tee trinken. Am See sitzen. Die Seele, mich selbst, meine mueden Knochen baumeln lassen.
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