Donnerstag, 21. Februar 2008

Wasser und Berge


Der Fluss hat uns im wahrsten Sinne des Wortes wieder ausgespuckt. Er war zahm und ein bisschen wild und manchmal ein klein wenig bösartig, als wollte man den Eindringlingen kurz zeigen, dass man nicht so einfach den Holy River befahren kann, ohne mit Gegenwehr rechnen zu muessen. Ro hat gleich am ersten Abend versucht, sich zwei Finger mit zerbrochenem Bambus abzuschneiden - wir haben die Sache mit Wundnahtstreifen, Tape (natürlich) und einer leeren Kakaodose in den Griff bekommen. Danach konnte er auch wieder sein Paddel halten.

Ein bisschen merkwürdig ist es schon, wo mitten im Nirgendwo plötzlich die Menschen herkommen, die selbst am entlegendsten Zeltplatz ein paar Flaschen Starkbier aus dem Korb zaubern. Und da war dieser Vollmond am Fluss und das Feuer, da waren die Geschichten über das Land und die politische Lage, über die friedliche Koexistenz der Religionen und die blutige der Parteien. Da war viel zu hören über Resignation und einiges über Hoffnungen. Viel zu kurz war das alles und manchmal auch lang, weil sich die Sonne versteckt hat und wir den ersten Regen hier hatten, mit einem undichten Zelt und kalten Klamotten. Aber weil das Wasser hier auch nicht frostiger ist als zuhause, war ich ein kluges Mädchen und bin nicht mit nackten Füßen und Shorts gefahren. Andere schon. Die hatten dann auch die blaueren Lippen.

Der Rückweg mit dem Bus dauert im Schnitt sechs Stunden. Wir waren in vier Stunden retour und das lag nicht daran, dass sich der Straßenbelag von Zauberhand verbessert hätte oder gar die Berge plötzlich untertunnelt worden wären. Alle meine Sünden kleben jetzt an der Busscheibe oder wurden in die ohrenbetäubenden Bollywood-Videoclips über dem Fahrerhaus hineingesogen. Nicht, dass ich das Prinzip von "erst aufs Gas, dann in die Kurve, dann hupen" nicht schon aus andere Ländern kennen würde, aber dort geht es neben der einspurigen Piste wenigstens selten 2000 Meter in den Abgrund :) Morgen starten wir für eine knappe Woche einen Trek hier in der Annapurna-Region (*hust* ist das jetzt eine grandiose oder völlig bescheuerte Idee?). 

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